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Auf Heller oder Pfennig?


Am 21. Mai des Jahres 1521 erlangt die Stadt Augsburg von Kaiser Karl V „in Betrachtung der mannigfaltigen getreuen Dienste“ für das Hauses Habsburg das Recht goldene und silberne Münzen zu schlagen. Die kaiserliche Verleihungsurkunde besagt: „…das sie und ir Nachkommen in der Statt Augspurg ain Münzstatt aufrichten und darinnen Ducaten und Rheinisch Guldin auch silbern Münz, als Dickhpfenning zu ganzen oder halben Ducaten oder Gulden, auch zu zwainzig, fünfzehen, zehen, acht, sechs, vier und zween Kreutzer, … schlagen, machen und münzen sollen …“  Vorausgegangen waren intensive Verhandlungen des Augsburger Rates, vertreten durch den Stadtschreiber Konrad Peutinger, mit dem Kaiser während des Reichstages zu Worms.

Der Rat der Stadt Augsburg lässt unmittelbar nach Verleihung des Münzrechtes ein Münzgebäude in der Nähe der Barfüsserkirche, neben dem Barfüssertor bauen.

Gleichzeitig sucht der Augsburger Rat einen erfahrenen Münzmeister, der rasch den Münzbetrieb in der neuen städtischen Münze in Gang bringen kann und darüber hinaus dem Rat der Stadt treu ergeben ist. Die Wahl fällt auf Balthasar Hundertpfund, einem Bürger der Stadt München. Die Hundertpfunds, eine reiche Münchner Patrizierfamilie, war bereits seit über hundert Jahren als Münzmeister und Wardeine für die bayerischen Herzöge tätig. Balthasar Hundertpfund beginnt, vermutlich noch im Jahr 1521, spätestens aber im Jahr 1522 goldene und silberne Münzen in der Münze der Stadt Augsburg schlagen zu lassen.

Die ersten nachweisbaren Münzen der städtischen Münze in Augsburg sind ein Goldgulden, ein Halbbatzen, sowie eine silberne Kleinmünze alle ohne Prägejahr, dazu ein Batzen mit der Jahreszahl 1522.
Die silberne Kleinmünze, eine Klippe mit abgestumpften Ecken, zeigt auf der Vorderseite das Stadtpyr in einem Ring, häufig mit einem Punkte links und rechts neben dem Pyr und auf der zur Rückseite ein gegabeltes Kreuz in einem Ring. Diese Münze wird von Forster und Förschner als Silberpfennig gedeutet, doch spricht das Andreaskreuz auf der Rückseite der Münze eher für einen Heller, wie er detailliert in der Verleihungsurkunde Karls V. beschrieben ist: „ … und darzu Pfenning mit einem A. und Heller mit einem Andreas Creuz und derselben Statt Augspurg Wappen, ..“ .

Außerdem gibt es auch noch eine wesentlich seltenere silberne Kleinmünze ohne Jahr, die nicht von Forster, wohl aber von Förschner genannt wird, und die die in der Verleihungsurkunde genannte Kennzeichnung .A. in einem Ring trägt.

Bestärkt wird die Vermutung auch dadurch, dass alle später geprägten Silberpfennige der Stadt Augsburg (z.B. von 1551 bis 1561) ebenso dieses .A. in einem Ring auf der Rückseite tragen.


Heller ohne Jahr, Silber, v. Forster 10, Förschner 111, Abmessung = 10*10mm, Gewicht ca. 0,25g (eigenes Foto)

Pfennig ohne Jahr, Silber, Förschner 110, Abmessung = 12*14mm  Gewicht 0,24g (Foto Münzhandlung Sonntag, Auktion 21, Los 521)

Pfennig 1554, Silber, v. Forster 29, Abmessung 10*10mm, Gewicht 0,3g (Foto Schwäbischer Münzclub Augsburg)    

Text: Dr. Thomas – Michael Kahl, Numismatische Gesellschaft Speyer, siehe auch „Münzen Revue, 45 Jahrgang, Juni 2013, Seite 46 ff“, A. v. Forster „Die Augsburger Stadtmünzen“, Karl W. Hiersemann Verlag, Leipzig 1910, G. Förschner „Deutsche Münzen – Augsburg bis Aachen“, Verlag Gutenberg, Melsungen 1984.