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Vereinsausflug nach Bozen am 21./22.10.2017


Bei unserem Süddeutschen Münzsammlertreffen im Herbst letzten Jahres referierte Frau Alexandra Hylla M.A. (Staatliche Münzsammlung München) über den bisher noch unveröffentlichten Münzschatz von Waal, mit annähernd 8.000 Exemplaren eines der bedeutendsten Funde mittelalterlicher Münzen des Augsburger Währungsraumes. Ihrem  Hinweis auf eine in Vorbereitung befindliche Ausstellung auf Schloss Runkelstein in Bozen mit dem Titel „Geprägte Bilderwelten der Romanik – Münzkunst und Währungsräume zwischen Brixen und Prag“ folgend entschloss sich der Schwäbische  Münzclub Augsburg, einen Wochenendausflug nach Bozen und Schloss Runkelstein  zu organisieren.
Dank Frühstück, Kaffee und Sekt herrschte unter den 32 Teilnehmern eine ausgelassene Stimmung während der Busfahrt und alle waren gespannt auf die kommenden zwei Tage. Zunächst fuhr die Gruppe nach Schloss Runkelstein, um die angekündigte „Bilderwelten der Romanik“ sowie die Burg zu besichtigen. Herr Dr. Armin Torggler von der Stiftung Bozener Schlösser führte uns durch die Ausstellung und erläuterte uns Geschichte und Bedeutung der ausgestellten Münzen in sehr anschaulicher und kenntnisreicher Weise. Auch jene Teilnehmer, die selbst keine Mittelaltersammler sind, haben Ausstellung und Führung eindrucksvoll und informativ empfunden.

Besonders interessant war hierbei eine neue Sichtweise auf die Zusammenhänge zwischen antiken Bildvorlagen, deren Umsetzung auf Münzen und der Beginn dieser Entwicklung. Angesprochen wurde auch der Umstand, dass in der bisherigen Literatur die böhmischen Denare tendenziell geringschätzig betrachtet, in Wirklichkeit jedoch gerade dort erstmalig antike mythische Geschichten auf einem künstlerisch sehr hohen Niveau umgesetzt und auf Münzen geprägt wurden. Als Beispiel soll hier nur der Kampf des Herkules mit dem Nemeischen Löwen erwähnt werden. Der Weg dieser Entwicklung ging von Böhmen nach dem Regensburger Währungsraum und breitete sich daraufhin entlang der Donau aus. Besonders einige Regensburger Prägungen zeigten den künstlerischen Transfer schön auf.
Weiter ging Herr Dr. Torggler auf die einzelnen Prägungen der unterschiedlichen Währungskreise ein und stellte die spezifischen Merkmale heraus. Dabei war für die Reisegruppe der ausgestellte Fund von Waal ein herausragendes Exponat. In einer Vitrine lag der Fund in seiner Gesamtheit ausgebreitet und konnte die große Anzahl der gefundenen Münzen gut vermitteln. Mit einem Gewicht von 2 Mark Silber entsprach er der Menge, die ein Fernhändler an Augsburger Silber ausführen durfte. Besonders eindrucksvoll waren für uns die bisher unbekannten Dünnpfennige und Brakteaten der Münzstätten Augsburg, Donauwörth und Schongau. Anschließend führte uns Herr Dr. Florian Hofer von der Stiftung Bozener Schlösser durch das 1237 erbaute Schloss Runkelstein. Vor allem wurden uns hier die Wandmalereien vor dem historischen Hintergrund und den verschiedenen Traditionen und Sichtweisen der unterschiedlichen Besitzer des Schlosses veranschaulicht.

Am Sonntagvormittag folgte eine Führung durch Bozens Altstadt. Herr Dr. Armin Torggler bot uns eine sehr individuelle und anschauliche Führung entlang der Stadtgeschichte von der Römer- bis zur Neuzeit. Als Augsburger Gruppe erläuterte er uns die Beziehungen zwischen Bozen und unserer Heimatstadt, die sich vor allem um den Warenhandel und damit auch dem Münzaustausch bezog. Sowohl der Augsburger Bischof als auch die zahlreichen Klöster Süddeutschlands bewirtschafteten in oder im Umfeld Bozens Weingüter. So bezog der Bischof von Augsburg seinen Messwein aus einem urkundlich nachgewiesenen Hof in Bozen.
Am Nachmittag besuchte unsere Gruppe das Südtiroler Archäologiemuseum mit der 5.000 Jahre alten Gletschermumie „Ötzi“. Unter anderem wurden dort sämtliche Habschaften von Ötzi ausgestellt, die es den Forschern ermöglichten, das Leben der Menschen dieser Zeit besser zu verstehen und auch Ötzis letzte Tage besser rekonstruieren zu können. Für die damalige Zeit handelte es sich bei Ötzi, dessen Lebensalter auf knapp über 40 Jahre geschätzt wird, um eine außerordentlich alten Menschen. Doch dies waren nicht die Umstände seines Todes. Eine Pfeilspitze wurde nämlich in seinem linken Schulterblatt entdeckt und letztlich als seine Todesursache identifiziert. Nach dieser außerordentlich spannenden Führung, stand leider schon die Rückfahrt bevor.
Für diesen gelungenen Vereinsausflug danken wir Frau Alexandra Hylla M.A., die für uns durch Ihre persönlichen Kontakte die interessanten und individuellen Führungen überhaupt erst ermöglichte. Wir danken weiter Herrn Dr. Armin Torggler und Herrn Dr. Florian Hofer, dass sie sich für uns vor Ort so viel Zeit genommen haben für Ihre überaus informativen Führungen auf Schloss Runkelstein und in der Altstadt Bozens.
AV