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Des einen Leid ist des anderen Freud – Eine Spottmedaille von Sigmund Friedrich Fugger

 von Dr. Thomas-Michael Kahl

 

Für Sigmund Friedrich Fugger von Kirchberg und Weißenhorn, geboren am 24. September 1542 in Augsburg, als ältester Sohn von Hans Jakob Fugger war von bereits von Jugend an eine kirchliche Laufbahn bestimmt.

 

Schon als junger Mann besaß er Pfründe als Domherr in Salzburg, Passau und Regensburg. Von 1580 wurde Sigmund Friedrich Fugger der Domdekan (Domdechant) in Salzburg. Aus dieser Zeit stammt die ungewöhnliche Medaille aus Silber. Von dieser Medaille sind auch Abschläge aus Gold im Gewicht von 5 und 10 Dukaten bekannt.

Die Medaille zeigt auf der Vorderseite das vierteilige Familienwappen der Grafen Fugger von Kirchberg und Weißenhorn (1 und 3 = Fuggerlilie, 2 = Kirchberg, 4 = Weißenhorn) mit der Umschrift + SIG(mund) : FRID(rich) : FVCCARVS . APOS(tolicae) : SED(is) : PROTON(otarius) : DEC(anus) SALZB(urg). Die Umschrift zeigt, dass Sigmund Friedrich Fugger sehr enge Beziehung nach Rom besaß und den Ehrentitel päpstlicher Protonotarius führen durfte. Die Rückseite zeigt einen Hahn, der im Dreck scharrt und dabei einen Diamantring findet. Darüber steht in einem flatternden Band IGNORANTIA – Dummheit.


Medaille aus Silber, ohne Jahr
Kull 147, 38 mm, 24,4 – 24,7g
H. D. Rauch, Auktion Salzburg 2010, Los 435

Die Rückseite der Medaille bezieht sich auf das Schicksal von Wilhelm von Trauttmansdorff, des Vorgängers von Sigmund Friedrich Fugger im Amt des Domdekans in Salzburg.
Was war geschehen? Nachdem Fürsterzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy im Jahr 1579 einen Schlaganfall erlitten hatte und in seiner Regierungsfähigkeit beeinträchtigt war, erschien es notwendig, ihm einen Koadjutor zur Seite zu stellen – wovon allerdings der Fürsterzbischof selbst nichts wissen wollte. Für diese Funktion interessierten sich Angehörige der benachbarten Herrscherhäuser Ernst von Bayern und der junge Erzherzog Maximilian. Domdechant Trauttmansdorff – der schon wegen seines hohen Alters als Koadjutor nicht in Betracht kam - trat nun hinter dem Rücken des Domkapitels in Verhandlungen zuerst mit der bayrischen und dann mit der österreichischen Seite ein, um in deren Sinne eine Koadjutorsbestellung herbeizuführen, wobei er insbesondere auch auf den Vorteil seiner Familie bedacht war. Dieses Ränkespiel blieb dem Domkapitel nicht verborgen; es wurde von diesem als hochverräterische Schmälerung seiner Rechte aufgefasst. Trauttmansdorff wurde am 14. März 1580 während einer Sitzung des Domkapitels zur Rede gestellt – Wortführer waren der Dompropst Georg von Kuenburg und der Domherr Siegmund Friedrich Freiherr von Fugger - und mit Zustimmung des Fürsterzbischofs auf der Festung Hohensalzburg gefangen gesetzt. Dem Domdechanten wurde der Prozess gemacht, wobei es tunlich erschien, den Hauptanklagepunkt zwischen einer Anzahl anderer zu verstecken. Das Urteil, das die vier Richter fanden und das vom Fürsterzbischof, wenn auch zögernd, genehmigt wurde, war hart: Trauttmansdorff wurde - wegen Meineides, Simonie und Verrates - des Dekanats, des Kanonikats, aller sonstigen Pfründen und selbst des Priesteramtes entkleidet, sowie zu ewigem Gefängnis auf eigene Kosten verurteilt. Überdies wurde die Beschlagnahme seiner Güter zur Wiedergutmachung des dem Kapitel und anderen zugefügten Schadens ausgesprochen.

Siegmund Friedrich Fugger beschreibt auf der Rückseite der Medaille in einem Gleichnis das Schicksal von Wilhelm von Trauttmansdorff: Der Hahn steht für Trauttmansdorff. Der scharrt im Dreck, tut also was Unsauberes im übertragenen Sinn. Er hintergeht Erzbischof und Domkapitel und verhandelt insgeheim mit den Bayern und Habsburgern über den Stellvertreter oder Nachfolger des Erzbischofs. Dabei hofft er durch sein Tun zu persönlichem Reichtum zu kommen, auf der Münze symbolisiert durch den Ring. Die Rückseite der Medaille sagt also: „Wer glaubt durch Scharren im Dreck reich zu werden, der ist nur dumm.“

Zum neuen Domdechanten wurde übrigens Siegmund Friedrich Fugger gewählt.
Sigmund Friedrich Fugger blieb von 1580 bis 1589 Domdekan in Salzburg. Nach weiteren Stationen als Domdekan in Passau und Domprobst in Regensburg wurde er am 2. Juli 1598 zum Fürstbischof von Regensburg berufen. Sigmund Friedrich Fugger starb am 5. November 1600 in Regensburg.

Literaturverzeichnis:
[1] J. V. Kull, „Die Münzen des gräflichen und fürstlichen Hauses Fugger“, in Mitteilungen der bayerischen numismatischen Gesellschaft, VIII Jahrgang, Seite 80
[2] „Sigmund Fugger von Kirchberg und Weißenhorn“ in WIKIPEDIA (https://de.wikipedia.org/wiki/Sigmund_Fugger_von_Kirchberg_und_Weißenhorn)
[3] „Wilhelm von Trauttmansdorf“ in SALZBURGWIKI (https://www.sn.at/wiki/Wilhelm_von_Trauttmansdorff)