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Kaufbeuren Goldkrone o.J.

Das Auktionshaus Gorny und Mosch bot auf seiner Auktion 213 vom 07.03.2013 unter Nr. 4452 eine Goldkrone o.J. der Reichsstadt Kaufbeuren an:

 
 
 
Vorderseite: *MONETA . AVREA . KAVFBVRENSIS
Blumenkreuz, am Ende jedes Kreuzarmes eine Krone.
Rückseite: .CAROLVS .V . – RO .IMP .SE . AV
Doppeladler belegt mit vielfeldrigemkaiserlichen Wappenschild Kaiser Karl V., im Wappenzwickel unten das Münzmeisterzeichen. Unten im Schriftkreis als Trennung das Kaufbeurer Stadtwappen.
Bernhard 9, Nau 58; Gewicht 3,32 Gramm; Schätzpreis: 400.-€, Zuschlag 1800.-€

Während Goldgulden und Dukaten uns als Münzsammler von vielen Prägeherren vertraut sind, erscheint den meisten eine Goldkrone als ein in Deutschland ungewöhnliches Nominal. Goldkronen wurden zuerst in Frankreich ab 1339 unter Philipp VI. geprägt, später mit verschiedenen Münzbildern auch in Spanien,Italien, der Schweiz und eben Kaufbeuren.

Folgen wir den Tarifierungen in Adam Berg’s New Müntzbüech von 1597, so lagen die Kronen mit 92 bzw. 96 Kreuzern im Wert zwischen den Goldgulden mit 75 und den Dukaten mit 105 Kreuzern.

Münzumlauf: Dass französische und italienische Goldkronen um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Deutschland rege zirkulierten, zeigt zum einen ihre häufige Nennung in zeitgenössischen Münztarifen, zum anderen die württembergische Türkenkriegssteuer 1544/45, bei der die Kronen rund 21 % der in Großmünzen entrichteten Steuer ausmachten. Das uns heute recht fremd vorkommende Nominal war zu dieser Zeit also bei uns weit verbreitet.

Münzrechtsverleihung: Bereits in der Münzrechtsverleihung von 1530 ließ sich Kaufbeuren neben der Prägung von Goldgulden und Dukaten auch die von Goldkronen gestatten, hatte also von Anfang an deren Prägung im Sinn. Bis zur ersten Prägung vergingen aber noch 15 Jahre. Auch wenn die Kaufbeurer Münze keine Jahreszahl zeigt, ist aus der Literatur die Prägezeit der Kronen bekannt, nämlich 1545 sowie 1547 und vermutlich auch 1548. Nach Bernhard ist die vorliegende Münze aufgrund der Umschrift mit KAUFBVRENSIS im Jahr 1545 geprägt worden.

Vorbild: Dass Kaufbeuren dieses Nominal übernahm, ist seinem Handel mit Italien geschuldet, denn als Münzbild wurden detailgetreu jenes des Scudo d’oro (italienische Bezeichnung) bzw. Escudo d’oro (spanische Bezeichnung) aus dem damals spanischen Neapel kopiert. Nur die Umschrift der Vorderseite sowie das kleine Wäppchen im Schriftkreis der Rückseite verweisen auf Kaufbeuren.
 

Neapel Scudo d'oro o.J.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Vorderseite: . CA - ROLVS .V . – IMPERAT – OR . (KAISER KARL V.)
Doppeladler belegt mit vielfeldrigemkaiserlichenWappenschild Kaiser Karl V. Unten im Schriftkreis als Trennung die Schwanzfedern des Doppeladlers
Rückseite: + HISPANIARVM . ET . VTRIVSQ3 . SICILIE . REX (KÖNIG VON SPANIEN UND BEIDER SIZILIEN)
Blumenkreuz, am Ende jedes Kreuzarmes eine Krone.
Hess-Divo AG, Auktion 320 Nr.832; CNI XIX 311,

Money-Museum, Schweiz schreibt zu diesem Münztyp:
„Goldmünzen können zu viel Gold enthalten! Diese Erfahrung machte Karl V., seines Zeichens Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und König von Spanien und Neapel.

Für sein Königreich Spanien ließ Karl Excelentes ausgeben, Goldmünzen, die aus dem 24-karätigen Gold der gerade entdeckten Neuen Welt geprägt wurden – reiner ging es nicht. Doch um 1530 drohte der Nachschub an Gold aus den amerikanischen Kolonien bereits wieder zu versiegen; das gelbe Edelmetall wurde wieder knapp in Europa. Die europäischen Herrscher besorgten sich deshalb Karls Excelentes, schmolzen sie ein, mischten Silber unter das reine Gold und ließen aus diesem schlechteren Gold wiederum Münzen schlagen. 1536 führte Karl deshalb in Spanien eine neue, weniger reine Goldmünze ein. Das war der Escudo d’oro, der unter dem Namen Scudod'oro ab 1538 auch in Neapel ausgegeben wurde. Er zeigte auf der Vorderseite einen Schild (Spanisch escudo, Italienisch scudo), und auf der Rückseite ein Kreuz.“

Feinheit: Die Goldkronen Karls V. für Spanien waren 22 Karat fein, und auf die Mark gingen 68 Stück. Deutsche Goldkronen waren meist nur 18 Karat fein. Auch die ersten Kronen aus Kaufbeuren waren nur 18 Karat 4 Grän fein und zudem im Gewicht etwas zu leicht. Die späteren Goldkronen wurden zunächst sogar zu fein ausgemünzt, nämlich auf 22 Karat 4 Grän, was zu Schaden des Münzmeisters gegangen wäre. Vorgabe waren 21 Karat 8 bis 10 Grän. Auf Anraten des Wardeins hat Apfelfelder die bereits geprägten Kronen umgeschmolzen und zu 21 Karat 7 Grän neu ausgemünzt.
 
Insgesamt erfüllten die Münzen jedoch nicht ihren Zweck, nämlich den Handel mit Italien zu befördern, wie die Kaufbeurer Akten selbst aussagen. Die schlechte Münzung der Stadt wurde 1548 auch in einem Antwortschreiben Kaiser Karl V. aus Brüssel an den Kaufbeurer Rat beanstandet mit den Worten, dass „sich die Stadt des Gold- und Silbermünzens mißbräuchte“, 1556 deswegen sogar in einen Prozess verwickelt. Von 1549 bis 1551 hat die Stadt nicht weiter geprägt. 1552 wurden noch Zwanziger und Zehner, 1552 und 1553 Groschen zu 3 Kreuzer geprägt.
 
Münzmeister in Kaufbeuren war seit 1540 Hans Apfelfelder, der uns vor allem durch die reiche Talerprägung der Stadt von 1540 – 48 und 1552 bekannt ist. Diese Münzen tragen alle sein redendes Münzmeisterzeichen, einen aufrecht stehenden Apfel. Er wohnte von 1545 bis 1550 in Augsburg im Haus C 360 am Hinteren Lech. Es ist bekannt, dass insbesondere zur Prägung der französischen Goldkronen die deutschen Goldgulden aufgekauft und umgeprägt wurden und diese so mehr und mehr aus dem Geldumlauf verschwanden.Auch von Apfelfelder vermerkt das Augsburger Ratsprotokoll vom 12. Nov. 1545, dass er sich neuerdings untersteht, Goldgulden aufzukaufen und Kronen daraus zu prägen. Man solle ihn darauf ansprechen und auch Kaufbeuren verständigen. Dieser Aufkauf war also nicht gern gesehen in Augsburg.

Über den Münzmeister Hans Apfelfelder wäre noch viel zu sagen:
1538 – 40 Münzmeister zu Kempten,
1540 - 55 Münzmeister in Kaufbeuren mit Unterbrechungen,
1543 wegen ‚des brechens der müntz auch anders verdachtes‘ in Kaufbeuren im Gefängnis, am 12. Oktober auf freien Fuß gesetzt, drei Tage später ‘zu Augspurg vengklich angenommen worden‘, also wieder ins Gefängnis gesetzt,
1544 musste er in Kaufbeuren eine Buße von zunächst 1000 Gulden bezahlen, die später auf 500 Gulden reduziert wurde,
im gleichen Jahr verließ er Kaufbeuren und wurde Münzmeister in Nördlingen in der Reichsmünzstätte des Grafen Stolberg, wurde dort vom Nördlinger Rat verwarnt, dass seine Pfennige zu gering befunden und deshalb in Nürnberg verrufen und verboten wären,
1545 verließ er Nördlingen und wurde Münzmeister an der Reichsmünzstätte Augsburg des Grafen Stolberg, wo er Taler, Halb- und Vierteltaler ausbrachte.
1546 verlängert Kaufbeuren den Vertrag mit Apfelfelder um weitere sechs Jahre. Die in diesem Jahr von ihm gemünzten Kronen waren im Korn gerecht, im Gewicht aber etwas zu leicht.
1556 wird die Stadt vom kaiserlich kammergerichtlichen Fiscal in einem Prozess angegriffen, weil sie ebenso wie Kempten und Isny die alten und guthaltigen Münzen der Reichsstädte Augsburg und Nürnberg sowie Kronen zu tausenden aufgekauft und zu minderwertigen Münzen durch Apfelfelder habe umprägen lassen, der Ausgang des Prozesses ist nicht bekannt.
1558 und 59 war Apfelfelder zweiter Vorsitzender der Bürgerzunft, 1560 ist er gestorben.

Weiteres zur Münzgeschichte Kaufbeurens unter (PDF):
 
 
 
© Text: Ernst Stempfle c/o Schwäbischer Münzclub nach
Bernhard: Die Münzen der Reichsstadt Kaufbeuren,
Nau: Die Münzen und Medaillen der oberschwäbischen Städte;
Münzbilder: Münzhandlung Gorny und Mosch; Auktionshaus Hess-Divo.